Anemone
Acht Jahre nach seinem eigentlich letzten Film, »Der seidene Faden«, ist Daniel Day-Lewis zurück - und zwar aus gutem Grund: Der Regisseur seines neuesten Films ist sein Sohn Ronan Day-Lewis; Vater und Sohn haben das Drehbuch gemeinsam geschrieben. Nach dem Film ist man schlicht dankbar, dass einer der besten Schauspieler seiner Zeit doch noch einmal vor die Kamera tritt. Im Kern ist es eine Familiengeschichte: Jem Stoker (Sean Bean), der im Norden Englands lebt, macht sich auf den Weg in die Wälder, um seinen Bruder Ray (Daniel Day-Lewis) wiederzufinden, der sich dort als Einsiedler zurückgezogen hat. Zwischen den beiden liegt eine schwierige Vergangenheit, die nicht ganz aufgearbeitet ist. Ray, einst Soldat, desertierte aus der Irisch-Republikanischen Armee, nachdem bei einem traumatischen Vorfall ein Zivilist zu Tode kam. Während Ray verschwand, hielt Jem den Alltag zusammen: Er kümmerte sich um Rays Ehefrau Nessa und deren Sohn Brian. Auch Brian ging zum Militär, wurde jedoch nach einem Angriff auf einen Kameraden wieder nach Hause geschickt. Alte Schuld, vererbte Härte, unausgesprochene Liebe: Anemone ist ein Familienstück über Väter, Söhne und Brüder. Day-Lewis’ Spiel ist dabei die Attraktion des Films: zwei, drei Momente, in denen seine Stimme bricht, seine Haltung kippt - mehr braucht es nicht, um den Raum zu verändern. Kleine Trivia-Info am Rande: Ronan sprach seinen Vater am Set konsequent mit dem Rollennamen an - intuitiv, wie er sagt. Wohl völlig richtig für einen Schauspieler, der für sein „Method Acting“ bekannt ist und dabei ganz tief in seine Figuren eintaucht.
Viktoria Franke
Buch: Daniel Day-Lewis, Ronan Day-Lewis
Regie: Ronan Day-Lewis
Darsteller: Daniel Day-Lewis, Sean Bean, Samantha Morton, Karl Cam, JP Conway, Angus Cooper, Mark Holgate, Richard Graham, Lewis Ian Bray
Kamera: Ben Fordesman
Musik: Bobby Krlic
Produktion: Jeremy Campbell, Daniel Day-Lewis, Dede Gardner, Jeremy Kleiner, Brad Pitt
Bundesstart: 27.11.2025
Start in Dresden: 27.11.2025