Yes

Drama, Frankreich/Israel/Zypern/Deutschland 2025, 150 min

Grundschulkinder singen das „Lied der Freundschaft“. Kämpferisch versprechen sie, We will annihilate everyone in Gaza. Vernichten sollen sie alle, denn sie werden dereinst die Generation des Sieges sein. Ofer Rosenbaum dichtete nach dem 7. Oktober 2023 eine Neu-Version eines israelischen Volksliedes von 1947 und übernahm auch die Zeile: Love sanctified by blood. Ist noch jemand hier? Der oder die seit Jahrzehnten zu verstehen versucht, was sich hinter dem Begriff Nahostkonflikt verbirgt? Nadav Lapid, ein in Paris lebender, israelischer Regisseur, war 2023 gerade im Begriff, seinen neuen Film über einen arrivierten Musiker und dessen Influencerin-Frau anzugehen und wie sich beide in irgendeiner hedonistischen High Society prostituieren, da löste der brutale Hamas-Überfall weltweites Entsetzen aus. Nadav Lapid wusste sofort, dass er sein Drehbuch würde überarbeiten müssen, er spürte, wie sein Heimatland um Hilfe rief, wie sein Film verlangte, Lapid möge seinen Kamerastandpunkt neu ausrichten. Er ging in seine Heimatstadt Tel Aviv, doch ahnte er weder, welche grausame Entwicklung der sogenannte Nahostkonflikt nun nehmen würde, noch, wie sehr sich seine Protagonistinnen unter diesen neuen Umständen verhalten sollten… Seit Neuestem lassen es Y (Ariel Bronz) und Jasmine (Efrat Dor) ordentlich krachen, jung und erfolglos, wie sie nun mal sind, brauchen sie Geld. Sie tauschen künstlerische Ambitionen gegen geile Parties beim Geldadel. Keine zwei sexy Partyclowns vermissen ihr Rückgrat, solange die Kohle stimmt. Solange sie Stiefel lecken. Solange sie den morgigen Job erklärt bekommen, sagen sie Yes! In diese Endlos-Feier-Laune kracht unvermittelt die Hamas-Brutalität. Jetzt gilt es, die Musik lauter zu drehen, TV Bilder zu übertönen, einzutauchen ins blau-weiße Fahnenmeer und sich vom nationalistischen Zeitgeist treiben zu lassen. Regisseur Lapid überträgt ziemlich dokumentarisch die Stimmung unter israelischen Künstlerinnen und Kolleginnen und wie sie sich für den anstehenden Krieg engagierten. Und ebenso dokumentarisch lässt er die zweite Hälfte seines Filmes beruhen auf der eingangs zitierten, nationalistischen Video-Kampagne. Eben diese neue Hymne soll Y im Film komponieren, ein russischer Oligarch und israelische Militärs unterbreiten ihm diesen neuen Job. Und der junge Familienvater, der eben noch seinem Sohn Noah beibringt „Gib so früh wie möglich auf. Unterwerfung ist Glück“, scheint sich plötzlich nicht mehr sicher zu sein, ob ein Yes! bei dieser Faust'schen Wette zum versprochenen Sieg führt.
alpa kino